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KAPITEL 2Graham Fulton, Marquess Ramsbury, nahm einen Tumbler mit Whisky an, schüttete dann den Inhalt herunter. Blackmore tat so ziemlich das Gleiche, bevor er sich ihm zuwandte. Graham konnte nicht anders, als die dunklen Tränensäcke unter den Augen seines Freundes zu bemerken, ohne Zweifel verursacht durch eine weitere lange Nacht der Sorge um seine Schwester. Er würde wetten, dass Blackmore das meiste seines Lebens damit verbracht hatte nach dem Luder zu suchen. Graham würde Lady Hannah nicht verraten, obwohl er es sich verzweifelt wünschte. Das Biest verdiente es für all die Belastung und schlaflosen Nächte, die sie verursacht hatte, bestraft zu werden. Warum hatte er ihr sein Wort gegeben? Der Anblick ihres ansprechenden Körpers, gekleidet in diesen verfluchten Stiefelhosen, schwamm durch seinen Geist und er schluckte. Was zum Teufel war los mit ihm? Sie war Blackmores mühselige Schwester. Graham hatte kein Recht mit ihr zu verkehren – noch weniger Recht von der Teufelin angezogen zu sein. Und dennoch war er es. »Du scheinst abgelenkt«, sagte Blackmore, während er Grahams Tumbler nachfüllte. Graham tippe mit seinem Finger auf den Rand des Glases. »Ich könnte dasselbe über dich sagen.« Blackmore gluckste. »Also gut, obgleich ich nicht den Wunsch habe mich mit solcher Unannehmlichkeit aufzuhalten.« Er leerte sein Glas in einem Zug und stand dann auf. »Ich würde dir viel lieber das Pferd zeigen.« Bei diesem Themenwechsel strömte Erleichterung durch Graham. »In der Tat eine gute Idee.« Er folgte Blackmore aus dem Zimmer. »Wann ist der Hengst angekommen?« »Vor zwei Tagen. Narissa hat bereits damit begonnen ihn zu trainieren.« Blackmore grinste. »Sie hat gestern Banshees Zeit geschlagen und glaubt, dass der neue Hengst mit mehr Training auch Merlin schlagen wird.« »Beeindruckend«, sagte Graham. Blackmores Ehefrau war mit Pferden aufgewachsen und ritt ihre Pferde sogar in Rennen. So hatten Blackmore und sie sich zum ersten Mal getroffen. Es war nicht überraschend, dass die Herzogin und Lady Hannah Freundinnen waren, bevor sie und Blackmore heirateten. Zu schade, dass Lady Hannah nichts vom gesunden Menschenverstand der Herzogin zu besitzen schien. »Hast du vor Rennen mit ihm zu machen?« »Absolut. Narissa hofft, dass sie Glitch, so ist sein Name, für Epsom bereit hat.« Blackmore hielt inne und nickte in Richtung seiner Frau und Schwester, welche in der Ferne lustwandelten. Grahams Blick fokussierte sich auf Lady Hannah und er wäre verdammt, wenn sie nicht auch in einem Kleid wohlgestaltet aussah. Wie war es ihm in der Vergangenheit misslungen das zu bemerken? Möglicherweise weil sie nicht ganz so reizend war, wie sie es in den Stiefelhosen gewesen war. Gekleidet in einem angemessenen Spazierkleid und Bonnet, die Sonnenstrahlen, die über sie strömten, erschien sie wie die perfekte Dame – lieblich und schicklich. Ein schroffer Kontrast zur Wirklichkeit. Ebenso eine Schande, denn Lady Hannah war eine Schönheit. Wenn ihr undamenhaftes Verhalten nicht wäre, würde sie für irgendeinen Mann eine charmante Ehefrau sein. Wie die Dinge lagen – nun, er bemitleidete den Mann, der an das Biest gekettet wurde. Graham schaute zu Blackmore. »Wie geht es mit Hannah? Irgendein Fortschritt darin ihr eine Partie zu finden?« Sobald er gefragt hatte, wünschte er sich selbst für die Frage zu treten. Was zum Teufel kümmerte es ihn, ob sie hofiert wurde oder nicht? Blackmore entließ ein Schnauben. »Überhaupt kein Fortschritt und sie ist mehr in der Not als jemals zuvor. Narissa sagt, dass ich mich zu sehr sorge, aber die Wahrheit ist, dass Hannah eine Flucht vom Ruin entfernt ist.« Graham konnte nicht anders als zu denken, dass Blackmore nicht einmal die Hälfte wusste. Schuld pikste ihn von neuem. Er sollte ehrlich mit seinem Freund sein. Graham riskierte einen weiteren Blick in Lady Hannahs Richtung, als er seinen Mund öffnete, um zu gestehen. Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und die Worte erstarben auf seiner Zunge. Er würde für dies sicherlich zu Hölle fahren. »Sie ist letzte Nacht wieder verschwunden. Gerade als ich dabei war meine Suche aufzugeben, erschien sie auf mysteriöse Weise in ihrem Zimmer.« »Was du nicht sagst?« Graham glättete sein Halstuch. »Wie lautete ihre Erklärung?« »Sie hatte keine. Sagte nur, dass ich mir zu viele Sorgen mache.« Blackmore fuhr mit einer Hand durch sein Haar. »Ich kann nicht ergründen, wie sie es weiterhin schafft zu flüchten. Ich habe Diener vor ihrer Tür postiert, sowie als Patrouille über das Anwesen, und dennoch schlüpft sie weiterhin hinaus.« »Möglicherweise solltest du tun, was ich vorgeschlagen habe, und ihr ein paar bessere Herren präsentieren, aus denen sie wählen kann?«, erinnerte Graham Blackmore an seinen Vorschlag vor langer Zeit. »Du weißt, dass ich das nicht tun kann. Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich Hannah nicht in eine Ehe zwingen werde.« »Das hast du gesagt.« Grahams Aufmerksamkeit hing auf dem Baum, auf welchem er den Teufelsbraten in der vorigen Nacht nach oben huschen beobachtet hatte. Er nickte in dessen Richtung und sagte: »Du könntest diesen Baum fällen.« Blackmore folgte Grahams Richtung, kniff seine Augen zusammen. »Was hat dieser alte Baum mit irgendetwas davon zu tun?« »Der Baum ist gefährlich nahe an ihrem Balkon.« Graham könnte viel mehr zu diesem Thema sagen, aber wie die Dinge lagen, hatte er bereits zu viel gesagt. Er bereute vielleicht den Handel, den er mit Hannah eingegangen war, aber sein Wort war seine Ehre. Er würde ihr Vertrauen nicht missbrauchen. Blackmore änderte die Richtung seiner Schritte und begann in Richtung des alten gewundenen Baums zu gehen. Graham spähte über den Rasen, suchte nach den Damen, aber sie waren nirgendwo zu sehen. Er beschloss, dass die Luft rein war und folgte Blackmore, kam am Fuß des Baumes neben ihm zum Stehen. Blackmore schlang seine Hand um einen niederen Zweig und spähte hoch in den Baum. »Vermutest du, dass sie ihn benutzt, um zu flüchten?« Graham wusste nur zu gut, dass sie das tat. Aber anstatt es zuzugeben, schüttelte er taktvoll seinen Kopf. »Ich habe nicht die blasseste Ahnung, aber es kann kein Schaden davon entstehen ihn entfernen zu lassen.« »Sicherlich nicht.« Blackmore hievte sein Gewicht auf den Zweig. »Wenn er mich aushält, kann er sicherlich Hannah tragen. Ich werde ihn unverzüglich fallen lassen.« Graham rutschte mit seinen Füßen herum und blickte zurück auf die letzte Stelle, an der er Lady Hannah gesehen hatte. Sie würde rasend sein. Erleichterung folgte schnell auf seine Schuld. Ein langsames Lächeln breitete sich über seine Lippen aus. Lass sie verärgert sein. Sie verdiente nicht weniger für die Gefahren, in die sie sich begeben hatte. Überdies, da er jetzt involviert war, schuldete er es Blackmore das Biest so gut er konnte zu beschützen. Den Baum entfernen zu lassen wäre ein guter Schritt in diese Richtung. »Wohin bist du letzte Nacht gegangen?«, fragte Narissa. Hannah grinste, während sie ihr Kinn nach oben neigte, es den Sonnenstrahlen erlaubte unter ihr Bonnet zu sickern. »Ich bin die Kralle beim Spielen beobachten gegangen.« »Das hast du nicht!« Narissas Hand ging zu ihrer Brust. »Du hast mir versprochen, dass du nichts so Törichtes mehr tun würdest.« »Meine Handlungen waren nicht töricht. Ich war achtsam«, argumentierte Hannah. »Überdies hast du deinen eigenen Wunsch geäußert zu gehen. Wie kannst du mich dafür verdammen etwas zu tun, was du selbst in Betracht gezogen hast?« Sie hatte Narissa nach ihrer letzten riskanten Eskapade in der Tat versprochen, dass sie es unterlassen würde etwas zu Skandalöses oder Gefährliches zu tun, und in Hannahs Denkweise hatte sie ihren Schwur geehrt. Dennoch, ausgehend vom entsetzen Gesichtsausdrucks ihrer Schwägerin, war Narissa anderer Meinung. »Du kannst meinen Wunsch dem beizuwohnen nicht damit vergleichen, dass du es tatsächlich tust.« Narissa schüttelte ihren Kopf, fuhr dann fort: »Wie kann man vorsichtig sein, wenn man in der Seven Dials ist? Und dazu noch allein?« Narissas Braue wölbte sich, während sie Hannah anstarrte. »Ich habe mich in Stiefelhosen gekleidet und meine Pistole mitgenommen.« Hannah klopfte leicht auf ihre Hüfte, wo die Waffe geruht hatte. »Nichts Schlimmes ist passiert, aber wäre etwas schiefgegangen, wäre ich bereit gewesen.« Narissa nahm einen tiefen Atemzug und ließ ihn dann langsam heraus. »Hannah, du bist meine Freundin. Es ist schwer dir zu zürnen, weil ich dein Bedürfnis nach Abenteuer doch verstehe, aber Seth ist mein Ehemann. Meine vorderste Pflicht liegt bei ihm.« Hannah nickte, dachte, dass sie sich schuldig dafür fühlen sollte Narissa in eine solche Position zu bringen. Aber Gott sei’s geklagt, sie tat es nicht. Ihre Schwägerin war genauso ein Teufelsbraten gewesen, bevor sie Seth geheiratet hat. Ferner war sie Hannahs Freundin und Seths Feindin gewesen. Hannah sah keinen Grund, dass ihre Freundschaft sich veränderte, einfach weil Narissa Seth geheiratet hatte. »Ich kann dein Vertrauen nicht weiterhin wahren, wenn es Seth so viel übermäßige Belastung bringt.« »Was?«, fragte Hannah ungläubig. Offensichtlich lag Hannah bei ihrer Beziehung falsch. »Meinst du damit, dass du mich verrätst?« »Ich meine, dass ich dich vor dir selbst beschützen will«, sagte Narissa. Hannah schloss ihre Augen und schüttelte ihren Kopf. Die Bänder ihres Bonnets kitzelten bei jeder Bewegung ihre Brust. »Ich benötige keinen Schutz.« Hannah hatte es satt, dass jeder sie zu behüten wünschte – sie zu retten. Sie wusste, was sie tat, und kannte die Risiken. Das waren alles Risiken, die Hannah eingehen wollte. Sie hatte einen starken Wunsch ihr Leben nach ihren Bedingungen zu leben und konnte nicht begreifen, warum jeder wählte ihr im Weg zu stehen. Es wäre eine Sache, wenn sie alle biedere, schickliche Lords und Ladies wären, aber jeder von ihnen hatte seinen eigenen wilden Zug. Seth war ein berühmter Schurke gewesen, bevor er sich mit Narissa niedergelassen hatte. Hannah hatte Narissa getroffen, als sie in ihre rein weibliche Spielhölle eingeladen worden war. Nicht zu erwähnen die Tatsache, dass Narissa Pferde in Männer-Rennen ritt. Sie trainierte sie ebenfalls. Nichts davon war etwas, was eine anständige Herzogin tun sollte. Und Ramsbury … Hannah presste ihre Lippen zusammen. Sie würde gar nicht erst von ihm anfangen. Narissa legte eine Hand auf Hannahs Schulter. »Du bist jung und lebhaft. Du siehst die Gefahren nicht.« »Ich wäge immer die Risiken ab, bevor ich etwas tue«, setzte Hannah entgegen. Narissa grinste. »Hast du nicht den Wunsch zu heiraten?« »Nicht in nächster Zeit«, sagte Hannah, fügte dann schnell hinzu, »und nur dann, wenn ich mich verliebe.« Clever von ihrer Schwägerin das Thema zu ändern, ohne das andere völlig aufzugeben. Nichtsdestotrotz würde Hannahs Perspektive auf die Sache unverändert bleiben. »Du wirst deine Aussicht drastisch reduzieren, wenn du dich in der Zwischenzeit ruinierst.« Narissa tätschelte Hannahs Schulter. »Ich will nur das Beste für dich. Unter Umständen nimmst du zukünftig Brooke oder Katherine mit, wenn du dich hinauswagst. Zumindest wirst du dann nicht alleine sein.« Hannah blieb stehen, ihr Blick blieb auf dem Baum nahe ihrem Balkon hängen. Sie konnte schwerlich ihren Augen glauben. Was zum Teufel passierte gerade? Sie stieß Narissa mit ihrem Ellbogen an. »Schau« Narissa blickte auf den Baum und wandte sich dann mit großen Augen an Hannah. »Ich habe nicht –« »Selbstverständlich nicht. Ramsbury war es.« Hannah blitzte den Mann in der Ferne an. Sie hätte niemals dem Halunken vertrauen sollen. Narissa drehte sich in Richtung der Männer. »Was hat Ramsbury mit irgendetwas davon zu tun?« »Er ist vorwitzig, das ist alles. Lass uns zum Haus zurückkehren.« Hannah wirbelte auf ihrem Absatz herum, begann in Richtung der Veranda zu spazieren. Sie hatte nicht den Wunsch über Ramsbury zu sprechen. Nicht bis sie es mit ihm von Angesicht zu Angesicht tun konnte. Das stand fest, Ramsbury würde dafür bezahlen, dass er ihren Baum entfernen ließ. Получить полную версию книги можно по ссылке - Здесь загрузка... 0
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